Das sogenannte LNG hat eine hohe Energiedichte, ist einfach transportierbar und lagerfähig. Und das Beste: Es ist besonders umweltschonend, denn bei der Verbrennung werden nahezu keine Schwefelemissionen und fast kein Feinstaub verursacht; auch die freigesetzten Stickoxide sinken um etwa 85 Prozent. Zudem sind bis zu 25 Prozent weniger CO2 möglich. Durch den Einsatz von BIO-ERDGAS und synthetischem ERDGAS wird der Brennstoff zudem immer grüner. Das macht LNG zur besten verfügbaren Alternative zu den in der Schifffahrt gängigen Kraftstoffen Schweröl und Marinediesel. Einige Projekte zeigen bereits, wie praxistauglich der Kraftstoff ist.
Schlummerndes Potenzial auf Rhein, Main und Elbe
Schon seit 2010 fährt die "Argonon" unter niederländischer Flagge auf deutschen Seestraßen. Als erstes Binnenschiff, das mit einem Gemisch aus LNG und Diesel betrieben wird, ist sie seitdem zwischen Rotterdam und Basel unterwegs. Der Diesel kommt dabei nur für die Zündung der Motoren zum Einsatz – so kann die "Argonon" ihren Ausstoß von Stickoxiden um 40 Prozent senken. Feinstaub wird nahezu gar nicht emittiert. Damit ist das Bunkerschiff auf deutschen Binnengewässern jedoch leider noch eine Ausnahme.
Unsere Nachbarn sind da weiter: Der Zusammenschluss "Durchbruch für den Einsatz von LNG in der Binnenschifffahrt" ist ein von der EU gefördertes niederländisches Projekt. Zehn Projektpartner arbeiten im Rahmen dieses Konsortiums mit Hochdruck an LNG-Lösungen für die Binnenschifffahrt. Dazu zählen umfassende Forschung zu Investitionen und Business Cases sowie eigene Pilotprojekte: Sechs LNG-betriebene Schiffe sowie vier Bunkerstationen werden entlang der europäischen Hauptwasserstraßen bereits getestet.
Durch diese Pionierarbeit erkennen auch in der Bundesrepublik mittlerweile immer mehr Akteure den Nachholbedarf in Sachen Umweltschutz auf den Gewässern – sei es auf Flüssen, Seen oder in Hafenstädten an der Nord- und Ostsee.
Mit LNG vom Wattenmeer bis zum Bodensee – und rund um den Globus
Schon vor drei Jahren hat der Umweltschutz bei der Borkumfähre "MS Ostfriesland" an Fahrt aufgenommen: Zwar transportiert sie schon seit 1985 Passagiere und Pkw auf dem Wattenmeer zwischen Emden und Borkum. 2015 wurde das Schiff jedoch als erste Fähre deutschlandweit auf den Antrieb mit LNG umgerüstet. Und auch am anderen Ende Deutschlands macht LNG als Treibstoff Schule: Die Stadtwerke Konstanz setzen ab dem Frühjahr 2020 die gasbetriebene Fähre "FS 2020" im Pendelverkehr zwischen Meersburg und Konstanz auf dem Bodensee ein.
Ganz besonderen Belastungen in Sachen Luftqualität ist jedoch die Hansestadt Hamburg als Standort des drittgrößten Containerhafens Europas ausgesetzt: Mehr als 9.000 Fracht- und Kreuzfahrtschiffe laufen den Hafen jährlich an und tragen zum Ausstoß von Schadstoffen bei. Als unmittelbar Leidtragende der Luftverschmutzung hat die Stadt daher reagiert und den Umstieg auf LNG als Maßnahme in ihren Luftreinhalteplan aufgenommen. Bis 2025 sollen fünf Prozent aller Hochseeschiffe, die den Hafen anlaufen, auf den Antrieb mit LNG umgerüstet sein.
Umweltschutz als lokale Herausforderung
Mit wachsendem Welthandel werden der Schiffsverkehr und die Nachfrage nach umweltfreundlichen Schiffen zunehmen. Auch die Kommunen stehen in Sachen Umweltschutz in der Verantwortung, denn durch alternative Kraftstoffe wie LNG können sie selbst einen aktiven Beitrag zu besserer Luft leisten. Die verschiedenen Beispiele verdeutlichen, dass flüssiges Erdgas in der Schifffahrt schon heute zur Anwendung finden kann – wenn man die richtigen Weichen stellt. Es ist an der Zeit, dass Städte wie Duisburg, Köln oder Ludwigshafen nachziehen und selbst für sauberere Luft für ihre Bewohner sorgen. Positive Aussichten für Umweltschutz in großem Stil gibt es zumindest bereits: 2022 soll in Norddeutschland das erste LNG-Terminal in Betrieb gehen.